Data Protection Day 2016
Ist der Datenschutz fit für das 21. Jahrhundert?
Programm
Uhrzeit/Ort | Themen |
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16:00 - 18:00 Uhr JUR 147b | Interdisziplinärer Workshop (anmeldungspflichtig): Datenschutz in sozialen Netzwerken – Spannungsfeld zwischen Unternehmensverantwortung und individueller Selbstbestimmung |
18:30 - 20:00 Uhr Audimax HS 9 | Öffentliche Publikumsdiskussion: |
Uhrzeit/Ort | Thema |
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20:15 Uhr Kino Metropolis | Filmvorführung Mit einer fachlichen Einführung durch Prof. Dr. Kai von Lewinski. |
Weitere Informationen zu den einzelnen Programmpunkten:
Mit ca. 1,39 Milliarden aktiven Nutzerinnen und Nutzern ist Facebook das weltweit meistgenutzte soziale Netzwerk und ist mit seinen Diensten und Serviceangeboten elementarer Teil des Alltags der digitalen Gesellschaft geworden. Dabei erstreckt sich das Nutzungsspektrum weit über das Teilen und Liken von Fotos und Catcontent hinaus. Jüngstes Beispiel ist die Aktivierung der „I am safe“ Funktion während der Anschlagsnacht in Paris vom 13. November 2015. So diente Facebook nicht allein als Ort der Trauer und des Mitgefühls sondern auch als vitales Tool in der Suche nach Freunden und Angehörigen.
Gleichwohl ist das Unternehmen nicht nur in Europa immer häufiger in das Fadenkreuz der Kritik geraten. Im Fokus steht dabei insbesondere die massive Akkumulation und Speicherung von Nutzerdaten, welche unter anderem für persönlich zugeschnittene Werbung (dem sog. targeted advertisement) utilisiert werden. Die Änderung der allgemeinen Nutzungsbedingungen Anfang des Jahres sowie die flächendeckende Implementierung der Facebook Suchfunktion, welche ca. zwei Billionen Beiträge indexiert und auffindbar macht, könnten den Gegenwind für das soziale Netzwerk verstärken.
Allerdings bleibt die Nutzung von Facebook vordergründing eines, nämlich freiwillig. Wem obliegt also primär der Schutz der Nutzerdaten? Dem Unternehmen, welches durch Voreinstellungen (privacy by default) und transparente Nutzungsbedingungen die Implikationen der eigenen Features verständlich erläutert oder dem einzelnen Nutzer? Über dieses Themenspektrum sollen die VertreterInnen von Facebook, die Mitglieder des Graduiertenkollegs sowie interessierte geladene Studierende gemeinsam diskutieren.
Die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung, welche seit 2012 zwischen den 28 Mitgliedstaaten verhandelt wurde, steht kurz vor der Verabschiedung. Sie soll die veraltete und teils obsolete Datenschutzrichtlinie von 1995 ersetzen. Vorangegangen sind zähe Verhandlungen und intensives Ringen nicht allein zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten sondern auch zwischen den Politikerinnen und Politikern verschiedener Couleur sowie den Interessensvertreterinnen und -vertretern aus der Wirtschaft und anderen Lobbyverbänden. Noch vor dem Jahreswechsel wollen sich das Europäische Parlament, die EU-Kommission und der Rat der Europäischen Union auf eine endgültige Fassung einigen. Und die Konsequenzen des Verordnungstextes werden in der Tat weitreichend sein, da sie geltendes Recht in 28 Staaten ersetzen wird -- eine einheitliche Rechtsgrundlage für fast den gesamten Kontinent. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel sprach unlängst von einem „Endspiel um die Daten“.
Was aber genau kommt auf die einzelnen NutzerInnen, die Wirtschaft und den Staat zu? Handelt es sich bei dem Gesetzesvorhaben um einen mutigen Schritt, der die informationelle Selbstbestimmung des Einzelnen im 21. Jahrhundert garantiert, oder ist es ein Kniefall vor den Interessen der Datenindustrie? Dieser Frage soll in einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und akademischen Forschung nachgegangen werden. Die Chancen und Risiken werden in einem offenen Gespräch zwischen den Panelisten und dem Publikum diskutiert.
Mit dem Dokumentarfilm „Democracy – Im Rausch der Daten“ gewährt der Regisseur noch nie dagewesen Einblicke in das zähe Ringen um die EU-Datenschutz-Grundverordnung. So verfolgten die Filmemacher die Auseinandersetzungen um Interessen, Positionen und Formulierungen in Konferenzen, Gremiensitzungen und bei Gesprächen in den langen Bürofluren der Brüsseler und Straßburger EU-Gebäude in einem Zeitraum von drei Jahren. Der Film zeigt auf spannende Art und Weise, wie das Reformpapier seinen umständlichen Weg durch die Mühlen Brüsseler Bürokratie sowie den Abänderungsbemühungen von einer Heerschar an Lobbyisten bahnt. Der hautnahe Kontakt von Kamera und Politakteuren beleuchtet auf eindrucksvolle Art und Weise ein Thema, was uns alle angeht.